Workshop „Repair Cafés, Food Coop und Leihläden am Weg zum Mainstream – welchen Hürden und Chancen begegnen die Akeur:innen?“
Am 15.10.2024 fand in der FAKTORY im Rahmen des Netzwerks Konsum neu denken (durchgeführt von Nina Birkner-Tröger, AK, und Laura Wallnöfer, BOKU) ein Workshop zum Thema nachhaltige Konsuminitiativen mainstreamen mit 24 interessierten Personen statt, die zum Großteil selbst in einer Konsuminitiative engagiert sind. Ziel des Workshops war es, gemeinsam über bestehende Barrieren zu sprechen und Lösungsansätze zu entwickeln, um die Sichtbarkeit und Bedeutung von Konsuminitiativen in der Gesellschaft zu erhöhen. Der Fokus lag dabei auf Initiativen, die im Bereich von Re-Use, Repair und Tauschen aktiv sind und damit einen wertvollen Beitrag zu einem kreislauforientierten Wirtschaften leisten können.
In einer „Bestandsanalyse“ von zivilgesellschaftlichen Initiativen wurden Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken analysiert. Als eigene Schwächen wurden dabei beispielsweise fehlende Räumlichkeiten, Zeit, Energie, Personalmangel oder auch fehlendes Know-how (z. B. im IT-Bereich) erwähnt, die für die Entwicklung von Initiativen hinderlich sind. Positiv empfunden wurden hingegen der soziale Zusammenhalt in den Initiativen, der aktive Beitrag zum Umweltschutz sowie die dadurch entstehende sinnstiftende und sinnvolle Tätigkeit. Als großes externes Risiko wurden fehlende Wertschätzung für ehrenamtliche Tätigkeiten genannt sowie die fehlende finanzielle Unterstützung, z. B. durch Förderprogramme. Gesellschaftliche Werte und Normen wurden einerseits kritisch als Risiko erachtet (Fast Fashion), andererseits wurde jedoch bereits ein Wertewandel konstatiert, der sich positiv auf Initiativen auswirken kann.
Alexandra Strickner vom Institut für Alltagsökonomie fokussierte in einem Input, basierend auf Theorie und Best-Practice-Beispielen, auf Hürden und Möglichkeiten und darauf, wie Konsuminitiativen den Sprung von der Nische zum Mainstream schaffen können. Dazu braucht es die Förderung von politischer Seite, z. B. durch wirtschaftspolitische Maßnahmen, aber auch Infrastrukturen (wie z. B. Räume). Andererseits können proaktiv Unterstützungsstrukturen wie z. B. Genossenschaften aufgebaut werden, die für ein langfristiges Weiterbestehen sorgen können. Beispiele hierfür finden sich unter anderem in den USA mit Worker-Owned Cooperatives oder dem Chicago Community Wealth Building Ecosystem.
In einem weiteren Schritt diskutierten die Workshop-Teilnehmer eigene Ideen, um Konsuminitiativen weiter voranzutreiben. Im Bereich der Community braucht es vor allem organisatorische Klarheit bezüglich Strukturen, Hierarchien, Beteiligungsmöglichkeiten und Verbindlichkeit. Es wurde mehrfach der Wunsch bzw. Bedarf nach einer stärkeren Vernetzung der Initiativen untereinander geäußert – dies könnte dazu dienen, eine gemeinsame IT-Infrastruktur aufzubauen, Wissen zu teilen oder ein gemeinsames Leitbild zu entwickeln. Auch die Sichtbarkeit mittels einer Online-Plattform, auf der alle Initiativen sichtbar sind, wurde in den Raum geworfen. Vorstellungen für die Finanzierung sehen die Beteiligten teilweise durch Spendenaufrufe oder Crowdfunding vor, um sich unabhängig zu finanzieren. Generell wurde jedoch stark der Wunsch nach einer Grundfinanzierung für zivilgesellschaftliche Initiativen geäußert.
Die positive Stimmung zeigte das Engagement der Teilnehmer:innen – weitere nächste Schritte, z. B. eine stärkere Vernetzung, werden angedacht.
Symposiumreihe "Konsum Neu Denken"
Im Jahr 2015 wurde die Symposiumreihe Konsum neu denken initiiert, die zugleich auch den Beginn des Netzwerks darstellt. Ziel dieser Reihe ist es, verschiedene Perspektiven einer breit verstandenen Konsumforschung in Austausch zu bringen. Alle zwei Jahre wird von einem Netzwerkmitglied die Veranstaltung zu einem spezifischen Konsumthema organisiert. Netzwerkmitglieder sind herzlich eingeladen, sich hier aktiv einzubringen – über Ideen und Anregungen oder auch die Bereitschaft, ein Symposium zu organisieren. Kontaktaufnahme über info@konsumforschung.at
Vergangene Symposien
Das erste Symposium an der AK Wien im Jahr 2015 begann mit einer allgemeinen Diskussion über die die Frage, wie Konsum neu gedacht werden kann.
Auf dem zweiten Symposium, das 2016 an der Karl-Franzens-Universität Graz stattfand, ging es um den Beitrag einer „Multiperspektivischen Verbraucherforschung“ zu einer „neu“ zu denkenden Konsumforschung.
Im dritten, 2017 an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt veranstalteten Symposium, wurden bisherige Ideen um eine Perspektive des „Tranformatorischen Potenzial von Konsum“ erweitert.
Im vierten, 2019 am Institut für Höhere Studien in Wien veranstalteten Symposium ging es um die zukunftsweisenden Praktiken des Reparierens, des Selbermachens und des länger Nutzens und ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.
Zur Vernetzung der Akteur*innen und zum Austausch aktueller Entwicklungen im Bereich Konsum, fand am 2.10.2020 ein Treffen des Netzwerks Konsum neu denken statt. Es nahmen zirka 30 Personen aus den Bereichen Wissenschaft/Forschung, Politik/Interessensvertretung, Bildung und Beratung/Praxis virtuell und vor Ort (in der Arbeiterkammer Wien) teil. Zum detaillierten Programm.
Gabriele Zgubic von der Arbeiterkammer berichtete über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Konsumentenpolitik. Für den Konsumentenschutz war natürlich dieses Jahr herausfordernd, so gab es im ersten Halbjahr 2020 einen immensen Anstieg von konsumentenschutzrechtlichen Beratungen aufgrund abgesagter Veranstaltungen oder stornierter Reisen im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie. Aber auch im Bereich der Konsumentenpolitik, insbesondere auf EU-Ebene passierte einiges: der Europäische Grüne Deal und die Strategie zum 2. Kreislaufwirtschaftspaket wurden von der Kommission veröffentlicht. Die EU-Gewährleistungsrichtlinie befindet sich in der nationalen Umsetzung und soll u.A. dazu beitragen, Produkte langlebiger zu gestalten. Auch der digitale Konsumentenschutz, insbesondere der Datenschutz wird immer wichtiger. Weitere konsumentenpolitische Entwicklungen gab es im Bereich der Künstlichen Intelligenz, der Produkthaftungsrichtlinie sowie der Rechtsdurchsetzung. Zur Präsentation
Harald Wieser stellte seine Dissertation (University of Manchester) über die Geschichte der Nutzung von Mobiltelefonen in Großbritannien vor. In seiner Analyse stellt er fest, dass sich entgegen öffentlicher Wahrnehmung, die Nutzungsdauer von Mobiltelefonen nicht verkürzt, sondern verlängert. Waren Handys ganz zu Beginn ein Statussymbol, entwickelten sie sich durch die rasante Verbreitung und das immense Angebot zu einem Wegwerfartikel. Erst durch eine gewisse Marktsättigung und rückläufiger Innovationsgrade entwickelten sich Premium-Segmente und die „Produktausdauer“ erhöhte sich wieder. Nicht nur die Hardware der Telefone, sondern auch die Plattformen dahinter bestimmen das Ausmaß der Nutzung mit. Für die Verbraucherforschung interessant ist sicher die Frage einer Teilnehmerin, welche Strategien der Distanzierung vom Smartphone sich nun in einer Phase der Marktsättigung etablieren. Auch die Frage nach dem Budget, welches KonsumentInnen für Smartphones reservieren, könnte aufgegriffen werden.
Petra Riefler, Leiterin des Instituts für Marketing und Innovation an der Universität für Bodenkultur, wird das nächste Symposium des Netzwerks ausrichten. „Suffizienz“ soll von verschiedenen Perspektiven (volkswirtschaftlich, gesellschaftlich/sozial, individualistisch) betrachtet und dabei auch Konzepte von (gemeinwohlorientierten) Unternehmen sowie politische Maßnahmen diskutiert werden. Das Symposium findet im Herbst 2021 in Wien statt. Im Zentrum des Symposiums steht die Frage, wie das Thema auch positiv vermittelt werden kann und nicht mit Verzicht konnotiert wird – bspw. im Kontext des „guten Lebens für alle“, was gewinnen wir, wo lassen sich Innovationspotenziale entdecken, und welche alternative Kennzahlen zum Wirtschaftswachstum kann es geben, um Wohlstand zu messen? Zur Präsentation
Christian Fridrich von der Pädagogischen Hochschule Wien präsentierte die Pläne für die Verankerung der Wirtschafts- und Verbraucher*innenbildung im Lehrplan für die Sekundarstufe I. Verbraucher*innenbildung als Querschnittsfeld ist kein eigenes Unterrichtsfach, sondern wird in vielen Fächern, insbesondere im Fach Geografie und Wirtschaftskunde integriert. Im Zentrum steht dabei die Förderung der Kompetenz der Schüler*innen – diese sollen im komplexen Konsumalltag fähig sein, sich zu orientieren, eigenständig zu urteilen und zu handeln. Der Lehrplan wird derzeit noch ausgearbeitet und soll ab dem Schuljahr 2023/24 umgesetzt werden. Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem darum, wie dieses Querschnittsfach in die Lehrer*innenbildung einfließt und vor allem, wie die Unterrichtspraxis aussieht, welche Inhalte und welche Lehrunterlagen werden ausgewählt bzw. eingesetzt. Diskutiert wurde die Frage, wie damit umzugehen ist, dass hier ja immer auch die individuellen Lebensstile und -weisen der Lehrer und Schüler zum Ausdruck kommen, was ein Stück weit problematisch sein könnte. Zur Präsentation
Gudrun Steinmann von der Schuldnerberatung Wien stellt das Projekt „Finanzführerschein Wien“ vor, ein Projekt der Schuldnerberatung in Kooperation mit der Bildungsdirektion Wien und unterstützt von der AK Wien. Schüler*innen wird praxisnah finanzielles Basiswissen vermittelt. Das soll ihnen helfen, finanzielle Risiken (Schulden) und Gefahren (Überschuldung) rechtzeitig zu erkennen und ihre Handlungskompetenz zu erhöhen. Der Finanzführerschein besteht aus 5 Modulen, die von Finanzbildungsexpert*innen der Schuldnerberatung und via e-Learning vermittelt werden. Inhaltlich drehen sich die Themen um Einnahmen-Ausgaben, Wohnen, Schulden, Jugendkonto aber auch bspw. den Einfluss von Werbung. Mittelfristig sollen 2.000-3.000 Wiener Jugendliche den Führerschein absolvieren. Für weitere Forschung interessant ist sicher die Frage in der anschließenden Diskussion, wie junge Menschen mit dem steigenden Druck zur Aufrechterhaltung von Lebensstilen umgehen, damit einher geht die Legitimierung von Schulden und Verschuldung. Was kann dagegen getan werden? Hier kam der Vorschlag, dies im Rahmen des nächsten Symposiums ev. mit dem Thema Suffizienz zu verknüpfen. Zur Präsentation
Gerald Hutterer von der Universität Wien und Isabella Göschl, Studentin an der Universität Wien, berichten über Ergebnisse eines Forschungsprojektes, welches die Implementierung des Finanzführerscheins begleitete. Diese Studie wurde im Rahmen eines Forschungspraktikums am Institut für Soziologie durchgeführt. In qualitativen und quantitativen Erhebungen wurden Schüler*innen über ihre Einstellungen zu Konsum, Sparen und Schulden befragt. Zusätzlich konnte ein Finanztest absolviert werden. Die Ergebnisse zeigen schwache, aber nicht signifikante Zusammenhänge zwischen Finanzwissen und Ver- bzw. Überschuldung. Schüler und Studenten kennen sich im Vergleich zu ihren weiblichen Kolleginnen besser mit Finanzen aus. Influencer*innen, die vor allem von jungen Mädchen gerne verfolgt werden, haben Einfluss auf das Konsumverhalten – hier ist demonstrativer Konsum stark verbreitet. Aufgrund des Cov19-bedingten Lockdowns konnte die Studie nicht in der geplanten Form durchgeführt werden, sondern hat eher den Charakter einer Vorstudie, die Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Dennoch kamen einige Besonderheiten zum Vorschein: inwieweit stellt „Warten können“ eine wichtige Kompetenz dar und auch die Rolle der Influencer*innen wurde als neues Phänomen in die Analyse einbezogen. Für weitere Forschung interessante Fragen der Teilnehmer*innen betrafen den Einfluss des Geschlechts und welchen Impact haben die Ergebnisse auf die Zukunft des Finanzführerscheins? Zur Präsentation
Die offene Diskussion am Ende der Veranstaltung führte zu einem Vorschlag für die übernächste Veranstaltung: Finanzwissen/Geldwissen mit Konsum zusammendenken (inkl. Geld als Äquivalent wofür – Kosten – Kostenwahrheit usf.). Welche Rolle kann der Konsummonitor (Projekt des Instituts für Soziologie an der Universität Wien im Auftrag der Arbeiterkammer) hier spielen?
Aufgrund der Corona bedingten Verschiebung des 5. Symposiums Konsum neu denken fand zum selben Zeitraum ein Pre-Symposium zum Thema „Suffizienz“ am 23.09.2021, 09:00-12:00 Uhr online über ZOOM statt. Das Pre-Symposium wurde, wie auch das 5. Symposium im Herbst 2022, von unseren Kolleginnen an der Universität für Bodenkultur Wien, Frau Prof. Dr. Petra Riefler und Frau Msc. Charlotte Baar organisiert. Beide haben ein tolles Programm mit interessanten Keynote Vorträgen zusammengestellt, dass auch reichlich Raum für spannende Diskussionen zum Thema Suffizienz bot: Als Keynote Speaker konnten die renommierten ExpertInnen Niko Paech von der Universität Siegen sowie Christa Liedtke vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie gewonnen werden.
Die ganze Veranstaltung mit allen Beiträgen können Sie hier als Video nachsehen.
Haben wir genug? Suffizienz und Mäßigung des Konsums als Weg in eine nachhaltigere Zukunftwar das Thema des 5. Symposiums Konsum neu denken, dass am 22.-23. September 2022 an der Universität für Bodenkultur in Wien stattfand.
Brauchen wir all die Dinge, die wir besitzen oder verbrauchen? Was ist genug? Was ist zu viel? Darüber diskutierten, im Rahmen des 5. Symposiums „Konsum Neu Denken“ an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien an zwei Tagen ca. 100 Personen aus Wissenschaft, NGOs, Interessenvertretungen sowie all jene Antwortsuchenden, die ihren Konsum überdenken. „Suffizienz bedeutet ein Maß an Konsum zu finden, das einerseits ein Minimum für jede:n in der Gesellschaft sicherstellt, und andererseits ein Maximum nicht überschreitet, das für die Umwelt verträglich ist“ erklärte Petra Riefler, Leiterin des Instituts für Marketing und Innovation an der BOKU und Veranstalterin des Symposiums. Angesichts notwendiger Sparmaßen als Folge der Energiekrise, stand die Frage nach dem richtigen Konsumverhalten unmittelbar im Raum. Dabei sieht die Forschung eines schon jetzt ganz deutlich: Streben wir langfristig eine nachhaltige Entwicklung an, stellt die Mäßigung von Verbrauch und Konsum eine Voraussetzung dar. Doch können und wollen wir weniger konsumieren? Was ist Verantwortung des Einzelnen, was die Verantwortung von Unternehmen und Politik? Was sind Voraussetzungen dafür und wäre es sinnvoll, dass wir uns nach der aktuellen Energiekrise an alte Tugenden der Mäßigung erinnern und beginnen, uns und der Umwelt durch maßvolleren Konsum Gutes zu tun? Das waren nur einige der Fragen, die auf dem Symposium weiter vertieft wurden.
Nach einer Begrüßung durch Petra Riefler sowie Nina Tröger und Renate Hübner für das Netzwerk Konsum neu denken begann die Veranstaltung mit zwei Keynote Vorträgen zu den Themen „Suffizienz – eine individuelle und politische Herausforderung“ (Angelika Zahrnt, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) sowie „Suffiziente Lebensstile – wie sie aussehen und warum sie uns gut tun!“ (Annette Jenny, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften). In einem Workshop zum Thema „Ich habe genug” (Kim Aigner, SOL) sowie zehn Sessions wurde das Thema Suffizient an den beiden Kongresstagen aus verschiedenen Blickwinkeln intensiv diskutiert („Diskurse zum Konzept Suffizienz“, „Suffiziente Lebensstile“, „Suffizienz als Lifestyle- Konzept“, „Förderung individueller Konsummäßigung“, „Politische Dimensionen von Suffizienzstrategien“, „Bildungspolitische Aspekte zur Suffizienz“, „Suffizienzindikatoren: Suffizienz messbar machen“, „Suffiziente Energienutzung & Mobilität“, „Ernährung und Suffizienz“).
Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie kann suffizientes Leben gelingen?“ mit Kim Aigner (SOL), Thomas Vogel (Pädagogische Hochschule Heidelberg/ Heidelberger Zentrum Bildung für nachhaltige Entwicklung) und Anna Kodek (Verantwortungsvoll Reisen) gab am ersten Tag interessante Gedankenanstöße für die weiteren Diskussionen. Im Rahmen einer Abschlussreflexion zum Thema „Ist Suffizienz machbar?“ diskutierten dann Nina Tröger ( AK Wien), Anna Wagner (Referentin für Partizipation und Nachhaltigen Konsum, BMK), Angelika Zahrnt (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung), Alexander Brenner-Skazedonig (Armutsnetzwerk) und Mario Sedlak (SOL). Das Programm, eine Nachlese zur Veranstaltung und viele Bilder, die einen Eindruck von der Veranstaltung vermitteln, können Sie hier nachsehen.
Das vollständige Programm und nähere Informationen finden Sie hier
Die Presseaussendung zur Veranstaltung finden Sie hier
Zur Vernetzung und zum Austausch von Allen, die Konsum neu denken wollen, fand am 28.9.2023 in der AK Wien das Jahrestreffen des Netzwerks statt. Insgesamt nahmen 25 Personen an der Veranstaltung vor Ort sowie 5 Personen online teil. Auf diesem Treffen wurden wie immer aktuelle Entwicklungen im breiteren Bereich des Konsums vorgestellt.
Nach einer Begrüßung und der Eröffnung durch Gabriele Zgubic und Nina Tröger von der Arbeiterkammer Wien ging es im ersten Block zunächst um das Thema „Finanz- und Verbraucher:innenbildung“ (Moderation: Christian Fridrich, Pädagogische Hochschule Wien). Gudrun Steinmann, Leiterin der Finanzbildung in der Schuldenberatung Wien gGmbH, stellte zunächst den Finanzführerschein der Schuldenberatung und aktuelle Entwicklungen hierzu vor. Der Finanzführerschein wird seit 2020 in polytechnischen und Berufsschulen in Wien kostenlos angeboten. Finanziert wird das Projekt vom FSW sowie der AK Wien in Kooperation mit der Bildungsdirektion. Bis dato gibt es bereits über 5.000 Absolvent:innen. Finanzbildung im Allgemeinen und der Finanzführerschein im Besonderen gelten laut Steinmann als das zentrale Mittel zur Prävention von Überschuldung. Daran anschließend stellten Roland Teitzer-Syczek und Gerald Hutterer von der Universität Wien die Ergebnisse einer Evaluation des Finanzführerscheins vor und betonten die empirische Evidenz für die Wirkung des Finanzführerscheins im Hinblick auf Risikobewusstsein und Konsumwissen.
Im zweiten Block zum Thema „Nachhaltigkeit“ (Moderation: Michael Jonas, Universität Wien) gab es ebenfalls zwei Vorträge: Michael Deflorian, Elisabeth Wolfsteiner, Karin Dobernig, Lisa Diamond und Diotima Bertel von der FH Wiener Neustadt und dem Austrian Institute of Technology diskutierten in ihrem Vortrag die Rolle von Einkommen, Geschlecht und Alter bei der Übernahme von Praktiken des nachhaltigen Konsums. Hierzu stellten Sie die Ergebnisse eines literature review vor und machten auf bestehende Forschungslücken sowie auf Ideen hieraus für ein breiteres Konsumverständnis aufmerksam. Ziel des Projektes soll die Entwicklung eines Designhandbuchs für gender- und diversitätssensible Nachhaltigkeitsapps sein. Die Wirksamkeit von Produktkennzeichnungen für die Kreislaufwirtschaft am Beispiel von Smartphones stellte daran anschließend Magdalena Thur von der BOKU Wien vor. In der Befragung wurden keine signifikanten Unterschiede des neuen Ökolabels für Smartphones auf die Kaufbereitschaft festgestellt – allerdings hat das Label unter den Befragten auch noch eine sehr geringe Bekanntheit.
Der dritte Block drehte sich dann um die Frage nach dem Verhältnis von Konsum- und Sozialpolitik. Kai-Uwe Hellmann, TU Berlin, und Sebastian Nessel, Wirtschaftsuniversität Wien, thematisierten in einem „Zaungespräch“, wie es aus Ihrer Sicht um das Verhältnis zwischen beiden Politikbereichen bestellt ist (Moderation: Michael Jonas, Universität Wien). Damit warfen Sie zugleich die grundlegendere Frage auf, was Verbraucher:innenpolitik eigentlich leisten kann und soll sowie auf welche Gruppen (vulnerable Verbrauchende?) und Bereiche (auch Wohnen, Energie?) sie sich beziehen soll/muss. Lebhaft diskutiert wurde mit dem Plenum u.a. die Frage, ob Konsumpolitik in einem eigenen Ministerium verankert werden soll, warum dies in den deutschsprachigen Länder nicht der Fall ist und welche Vor- und Nachteile dies hätte. Am Ende resümierte Nina Tröger die Ergebnisse des Symposiums und griff die Anregungen der Teilnehmenden bezüglich der weiteren Vertiefung des Netzwerks auf.
Wir freuen uns schon auf das nächste Symposium, das im Jahr 2024 stattfinden wird!